Kinder im Kindergartenalter probieren oft verschiedene Geschlechterrollen für sich aus. Solche Vorlieben werden auch als „Gendervarianz“ bezeichnet.
Diese mögliche Fluidität von Geschlecht im jungen Alter ist etwas anderes als die innere Gewissheit, sich nicht mit dem bei Geburt zugewiesenen Geschlecht zu identifizieren. Wenn die Betroffenen darunter leiden, kann man die klinische Diagnose Geschlechtsdysphorie stellen.
Spezielle Sprechstunden berichten, dass bis zu drei Viertel der Kinder, die sich in ihrem Körper nicht wohl fühlten, das Verlangen nach einem anderen Geschlecht wieder aufgäben.
In den Gesprächen mit den Familien, Ärzt*innen, Psycholog*innen und den Jugendlichen selbst geht es vor allem darum, zu klären, ob die jungen Menschen wirklich dauerhaft in einem anderen Geschlecht leben wollen. Für die Diagnose Geschlechtsdysphorie muss man sich sicher sein.
Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf nutzt drei Kriterien: Insistierend, konsistent und persistent – das heißt, dass Kinder und Jugendliche wirklich anhaltend und nachdrücklich darauf bestehen, zum anderen Geschlecht zu gehören. Für die anschließende Therapie-Entscheidung gibt es auch noch ein sogenanntes "Readiness"-Kriterium: Die Jugendlichen brauchen innere Reife, um Veränderungen akzeptieren zu können und sich klar über die möglichen Belastungen der Behandlung zu sein.
Es gibt nur wenige Untersuchungen darüber, wie es Jugendlichen in Deutschland nach einer Geschlechtsangleichung weiter ergeht. Eine Prognose darüber, ob sich junge transidente Menschen auf Dauer damit wohlfühlen, kann niemand mit Sicherheit geben.