Vertiefter Dialog
Die Psychoanalyse ist eine radikale und kritische Methode, deren Ziel die Erforschung der Erlebniswirklichkeit des Menschen, d.h. im wesentlichen seines Unbewussten und damit die Vertiefung des inneren Dialoges anstrebt. Sie ist eine Methode, die sich um die Erkentnnis der die Psyche bestimmenden Gesetze bemüht und die diese Einsichten für die Heilung seelischer Störungen und für die Förderung menschlicher Reifung verwendet. Daraus folgt, was Psychoanalyse nicht ist: Sie ist keine erzieherische oder psychologisch rationale Aufklärung über die seelische Realität.
Wir können davon ausgehen, dass wir nicht nur alles in uns haben, sondern dass wir uns all dessen auch gewahr sind und es spüren, auch wenn wir uns dessen nicht immer bewusst sind. Die Wahrheit rührt nur etwas an, das wir eigentlich schon wissen. Ist die Saite aber einmal berührt, dann können wir fast nicht mehr anders, als zu antworten. Sobald man die Wahrheit sagt, versucht etwas im Menschen zu antworten, weil das, was man sagt, auf etwas trifft, das dieser Mensch weiß und doch nicht weiß. Natürlich ist dieser Vorgang nicht so einfach, dass ein Mensch zwangsläufig reagiert. Es kann eine derart große Abwehr gegen das eigene Reagieren geben, also das, was wir Widerstand nennen, das er nicht antworten wird.
Die therapeutische Wirkung der Psychoanalyse beruht auf drei Faktoren:
- dem Zuwachs an Freiheit, wenn die wirklichen Konflikte gesehen werden
- dem Zuwachs an psychischer Energie, wenn die für Verdrängung und Widerstand gebundene Energie wieder zur Verfügung steht.
- der Befreiung des angeborenen Strebens nach Gesundung.
„Ohne eine gute Orientierung auf diesen Gebieten (Kulturgeschichte, Mythologie, Religionspsychologie, Literaturwissenschaft) steht der Analytiker einem großen Teil seines Materials verständnislos gegenüber“ meinte Siegmund Freud. Also: ein Blick über den Tellerrand in fremde Gefilde.